Donnerstag, 17. Juni
Wetter sonnig und warm

Endlich ist es soweit! Berlin erwartet uns. Wir starten um 12 Uhr in Finnentrop – zunächst mit dem Bus. Der bringt uns nach Plettenberg, wo wir in den Zug umsteigen. Der RE bringt uns gemütlich nach Hagen, Luzia köpft schon die erste Sektflasche, am Hagener Bahnhof wechseln wir in den ICE, wo die reservierten Plätze schnell gefunden sind und nach und nach zugewiesen werden. Auch das Gepäck kommt irgendwie unter. Während der Fahrt wird geredet, gelacht, gesungen – kurz: es wird nicht langweilig. Aber stetig mahnt unsere Chorleiterin Tatiana, wir sollen nicht so laut sein, wir müssen unsere Stimmen schonen!

Fast pünktlich um viertel nach fünf kommen wir in der Hauptstadt an. Alle sammeln und ab zur Bushaltestelle, wo wir nicht lange warten müssen. Bis Willi-Brandt-Haus, dann ein kurzer Fußweg und schon sind wir bei unserer Unterkunft, dem Grand-Hostel Berlin. Wir checken erstmal ein, packen schnell aus und dann proben wir zwei Stücke, um eines davon dann den Leuten vom Hostel zu präsentieren, die sich über die Darbietung sehr freuen! Alle Damen sind sehr zufrieden mit dem Hostel, die Zimmer sind großzügig, hell, schön eingerichtet und alles ist sauber. Und in der Lounge können die Fußballbegeisterten sogar die Spiele verfolgen.

Nach dem Ständchen gehen wir zur Bushaltestelle und fahren in die Urbanstraße, zur Berliner Liedertafel. Dort kommen wir zwar leider früher an als von jenen erwartet, aber man ist flexibel! Thomas Reiche begrüßt uns und schildert uns kurz den Ablauf, denn die BL probt heute abend nochmal. Berliner Männerchor bei der ProbeIn den ersten dreißig Minuten dürfen wir nicht lauschen, die Herren haben am Samstag eine Überraschung für uns! Wir sind gespannt! Zunächst essen wir etwas, gegen einen kleinen Unkostenbeitrag bekommen wir eine tolle Auswahl, die alle auf leckere Weise satt macht. Nach der verbotenen halben Stunde lauschen wir auch mal der BL und was wir hören, hört sich nicht schlecht an 😉 Nach der Probe sitzen wir alle gemeinsam zusammen, Jörg Kramer heißt uns in aller Form auf sehr unterhaltsame Weise willkommen und überreicht uns ein Geschenk, einen Bildreiseband über Berlin. Vielen Dank! BL und Cantare mischen sich und unterhalten sich angeregt, zwischendurch gewürzt mit Gesangseinlagen der BLer, sogar ein japanisches Trinklied lassen sie erklingen! Außerdem geben sie uns noch weitere 500 Handzettel als Werbung für das Konzert, die wir während unserer Touren verteilen wollen.

Gegen 23 Uhr machen wir Mädels uns auf den Weg zurück ins Hostel, die Zugfahrt war doch recht anstrengend. Der Bus fährt gerade vor, als wir an der Haltestelle ankommen, Mechthild ist begeistert, dass die „Leisereiterin“ sogar den Linienbus pünktlich bestellt hat! 🙂 Alle verziehen sich in ihre Zimmer und legen sich zur Bettruhe.

Freitag, 18. Juni
Wetter sonnig und warm

Manche haben gut geschlafen, manche weniger gut. Aber alle kommen pünktlich zum Frühstück und genießen die große Auswahl. Wir geben  den Leuten vom Hostel auch einige Handzettel, damit auch sie unser Konzert anpreisen können. Danach gibt es noch ein wenig Freizeit für alle, bis um 10 Uhr der Bus und die Stadtführerin kommen.

Die Tour führt uns über Stationen wie Wirtschaftsministerium, Bundesrat, Potsdamer Platz und Stelle des Führerbunkers ins Regierungsviertel. Wir sehen auch die Blumen, die anlässlich des Jahrestages 17. Juni 1953 (Volksaufstand in der DDR) niedergelegt worden sind. Am Reichstagsgebäude steigen wir aus und machen das obligatorische Gruppenfoto bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel. Cantare vor dem ReichstagsgebäudeDann ein Stück zu Fuß: vorbei am Reichstagsgebäude zur Spree, rüber zum Elisabeth-Lüders-Haus, über die Brücke unterhalb der „Beamtenlaufbahn“ zurück zum Bus am Pressezentrum. Dann geht es vorbei am neuen Hauptbahnhof und über die Spree rüber nach Wedding. An der Gedenkstätte Bernauer Straße verlassen wir wieder den Bus. An der Gedenkstätte ist ein Stück „Todesstreifen“ nachgebaut. Ich persönlich empfinde diese Stelle als bedrückend und verstörend, ich habe die „echte“ Mauer ja nicht mehr erlebt. Man kann sich leicht vorstellen, warum viele Menschen da raus wollten. Wenn man dort steht, ist es unbegreiflich, wie jemand sich ernsthaft die DDR zurückwünschen kann. Dann gehen wir kurz in das Museum, wo auch Filmaufnahmen von Fluchten gezeigt werden, die teilweise erschreckend sind, wenn man sieht, wie alte Frauen und Männer aus Fenstern steigen und mehrere Stockwerke fallen, um mit einem Sprungtuch der West-Feuerwehr aufgefangen zu werden, oder junge Männer sich durch Stacheldraht stürzen, hängen bleiben, weiterrennen, nur raus aus diesem Unrechtsstaat.

Wieder zurück in den Bus und weiter geht es vorbei an Klärchens Ballhaus, am Alex, am Berliner Dom, über die Straße „Unter den Linden“ zum Gendarmenmarkt. Hier soll heute ein über Internet verabredetes Treffen von Musikern stattfinden, die drei vorbereitete Stücke spielen wollen, dort hätten wir spontan auch etwas singen können. Leider sehen wir nichts Derartiges. Hier verabschiedet sich die Reiseleiterin Frau Janna Ressel. Wir hinterlassen noch ein Trinkgeld. Sie hat uns sehr kundig und unterhaltsam geführt! Auch der Busfahrer bekommt einen Obulus, zumal er zweimal schwierige Manöver fahren musste, weil die Leute mal wieder parken, wie es ihnen gerade in den Kram passt. Am Gendarmenmarkt trennt sich auch unsere Gruppe, es bilden sich kleine Gruppen, die nun losziehen, um auf eigene Faust die Hauptstadt zu erkunden.

Um halb sechs treffen sich alle wieder am Brandenburger Tor, das leider wegen der Aufbauten für die Fan-Zone ab nächster Woche gar nicht so schön anzuschauen ist. Eigentlich wollen wir hier singen, aber der Wind pfeift kalt und Interessenten für das Konzert finden wir hier auch kaum, da hier nur Touristen herumlaufen. Also ziehen wir kurzerhand in den Tiergarten um. Dort proben wir und verteilen Handzettel. Einige Passanten bleiben stehen und hören zu, machen Fotos und Videos. Einige wollen gerne zum Konzert kommen.

Bodemuseum von der Spree aus gesehenUnd schon wird es langsam Zeit für die Bootstour auf der Spree. Durch den Tiergarten gehen wir – vorbei am sowjetischen Ehrenmal – zum Anleger in der Nähe der „Schwangeren Auster“, dem Haus der Kulturen der Welt. Wir nehmen auf dem Oberdeck Platz und schon geht es los. Vorbei am Kanzleramt, den Regierungsgebäuden, dem Hauptbahnhof, zur Museumsinsel, weiter bis zum Nikolaiviertel und wieder zurück. Unterwegs wird etwas getrunken, die eine Gruppe nimmt Berliner Weiße grün oder rot, die andere lieber was Warmes, der Wind ist recht kalt und stramm (Sabine teilt kameradschaftlich ihren Schal mit mir :)). Nach einer guten Stunde legt das Schiff wieder an und wieder teilt sich die Reisegesellschaft in kleine Gruppen auf. Die meisten kehren erst spät wieder heim.

Samstag, 19. Juni
Wetter meistens bedeckt, aber angenehm

Diesmal haben alle gut geschlafen. Wieder lassen wir uns die reichliche Auswahl des Frühstücksbuffets schmecken. Um neun Uhr geht es per U-Bahn nach Charlottenburg, wo wir das Schloss besichtigen. Wir bekommen viele prachtvolle Räume zu sehen, die erst seit Ende der 1990er Jahre wieder so aussehen, da das Schloss im 2. Weltkrieg stark zerstört wurde. In der Schlosskapelle stimmen wir spontan unser „Confitemini Domino“ an. Dann geht es in den Garten, von dem wir aber nur das obere Parterre sehen. Schloss CharlottenburgLeider fallen  auch ein paar Tropfen vom Himmel. (Doch es bleibt der einzige Regen während der Reise.) Nun verabschiedet sich die Schlossführerin, die auch gerne zum Konzert kommen möchte, nachdem sie davon erfahren hat. Den neuen Flügel des Schlosses sehen wir uns mit Audioguides an, allerdings sind langsam alle mit Informationen gesättigt, sodass wir alle recht schnell fertig sind mit der Besichtigung. Hier trennen sich die Grüppchen wieder. Einige geraten mitten in den CSD (Christopher Street Day, Parade der Schwulen und Lesben), der am Ku’damm sein Unwesen treibt. Zurück am Hostel machen wir uns fertig für das Konzert am Abend. Also alle in Schale geschmissen, Krawatte um und schon geht es per pedes in die Yorckstraße zur St. Bonifatius-Kirche, wo die BL sich schon einsingt. Wir proben kurzerhand im Innenhof (so haben die Anwohner auch was davon :)). Schon als die ersten Konzertbesucher hereinkommen, machen wir noch schnell die Stellprobe.

Cantare während des KonzertsUnd schon beginnt das Konzert. Die BL beginnt und singt ganz hervorragend! Dann singen auch wir fünf Lieder, die uns gut gelingen. Wieder ist die BL an der Reihe, mit Unterstützung durch den MGV Concordia 1950. Auch der zweite Teil kann sich hören lassen. Den Abschluss bildet wieder Cantare. Das Publikum hört gar nicht mehr auf zu klatschen! Zum Abschluss gibt es Worte des Dankes und für beide Chorleiter eine Flasche guten Wein, zum Ölen der Stimme ;-). Alles in allem für mein Empfinden ein gelungenes Konzert, trotz der großen Konkurrenz durch CSD, WM und eine Demo in der Nähe. BL und MGV Concordia während des KonzertsNach dem Konzert spricht mich ein Mitarbeiter der Gemeinde an, er hat das Konzert aufgenommen und will uns einen Mitschnitt schicken. Wow, danke! Also gebe ich ihm meine Adresse, wir sind gespannt, was wir da bekommen!

Nun begeben wir uns alle in den Gemeindesaal, wo wir mit Essen und Trinken versorgt werden. Herr Reiche spricht noch einmal ein paar Worte des Dankes, unter anderem auch in meine Richtung. So ergreife ich auch das Wort und danke ihm und seinen Mannen meinerseits. Außerdem bekommt er nun von uns ein Geschenk: das Buch „Lennestadt – Ein Platz zum Leben“, in dem unsere Heimatstadt und ihre Bewohner sehr schön porträtiert werden. Vielleicht ein Anreiz, uns mal zu besuchen … Und auch die versprochene Überraschung kommt nun: der Zottelmarsch komplett a capella! Phänomenal! Vor allem das „buff!“ kommt sehr gut :).

Dann verabschiedet sich Cantare. Auf dem Weg nach Hause wird entschieden, noch in die griechische Taverne in der Nähe des Hostels zu gehen, um den letzten Abend in Berlin ausklingen zu lassen. Mit Cocktails, kleinen Leckereien und viel Lachen und Erzählen geht auch dieser Tag zu Ende.

Sonntag, 20. Juni
Wetter sonnig und angenehm

Wie schon an den vergangenen Tagen ist die Stimmung schon beim Frühstück gut. Alle essen sich nochmal so richtig satt. Dann proben wir nochmal auf dem Zimmer das Programm für die Messe. Wir verlassen die Zimmer und bringen dann die Koffer in den Keller des Hostels, um sie später abzuholen.

St. BonifatiusDann geht es wieder zu Fuß in die Yorckstraße zur Kirche. Die BL kommt heute in kleiner Besetzung, alle hätten wohl auch kaum auf die Empore gepasst. Zwar haben wohl Chöre und Organist verschiedene Informationen zum Ablauf, aber trotzdem verläuft alles gut und passend zur Liturgie. Lediglich der Weihrauch stört, alle haben einen trockenen Mund und einige stöhnen über den Ge…ruch. Nach der Messe machen wir nochmal ein Gruppenfoto vorm Altar.

Jetzt geht es mit Thomas Reiche und Matthias Funke zum Hostel, Koffer abholen. Außerdem singen wir nochmal für die Leute vom Hostel „Zwischen Himmel und Erde“ mit neuem Text über dem gesummten Teil. Sie freuen sich und nehmen es auf Video auf.

Alle schnappen sich ihr Gepäck und los geht’s Richtung Hauptbahnhof. Dort stößt noch Gerd Bülow hinzu, der uns auch begleiten wird. Er überreicht Chorleiterin, Vorsitzender und Schriftführerin noch eine CD der BL als kleines Geschenk. Auch dafür vielen Dank! Zunächst versuchen wir, unser Gepäck loszuwerden, was sich als nicht ganz einfach erweist. Die Beschilderung des Bahnhofs könnte besser sein. Aber schließlich haben wir doch die Hände frei und es geht mit einem Teil der Reisegruppe Richtung Hackescher Markt. Thomas erklärt einiges und dann können wir uns verteilen, aber irgendwie gehen alle in dieselbe Richtung, zur Synagoge. Neue SynagogeNachdem unser Gepäck durchleuchtet worden ist (sogar mein Netbook wurde genauestens untersucht), sehen wir uns die Ausstellung zum jüdischen Leben in Berlin und zur Synagoge selbst an. Dann treibt uns der Hunger in Restaurants und Cafés und schon ist es wieder Zeit, zum Bahnhof zurückzukehren. Dort verabschieden sich Thomas und Herr Bülow und wünschen uns eine gute Reise. Matthias begleitet uns noch bis zum Gleis, bis wir abfahren.

Der Zug kommt pünktlich. Im Waggon dann Stau aus einem unerfindlichen Grund. Ich rufe wenigstens die Platznummern durch, damit die ersten schon mal Platz nehmen können. Glücklicherweise sind unsere Plätze alle hier vorne im Wagen, wir stehen quasi schon davor. Schnell haben alle ihren Platz und schon ruckelt der Zug los, es ist ein IC, wir fahren also eine Stufe gemütlicher. Wieder ist die Stimmung super, zwischendurch kreisen Gummibärchen, Tomaten und Salzbretzeln durch die Abteile. Manche nicken auch ein wenig ein, die vier Tage waren schon anstrengend. In Hamm haben wir etwas Aufenthalt, alle versorgen sich nochmal mit Essen und Trinken. Dann weiter nach Hagen, nochmals ein kurzer Aufenthalt, Irmgard wird schon hier abgeholt. Mit dem RE wieder nach Plettenberg, wo weitere der Damen sich verabschieden, der Rest fährt mit dem Bus nach Finnentrop, wo sie eingesammelt werden. Als letzte kommt die „Leisereiterin“ in Altenhundem an.


Als Organisatorin der Reise kann ich sagen: alles hat geklappt, niemand ist verloren gegangen, keiner wurde verletzt. Alle haben viel gesehen, das Konzert und die Messe sind gut verlaufen. Ich habe einiges an Feedback bekommen, was mir sagt, dass dies eine gut organisierte Reise war, die allen gefallen hat.

Als Reiseteilnehmerin kann ich sagen: es hat riesig Spaß gemacht, wir hatten immer tolle Stimmung, alles war total unkompliziert. Ich freue mich schon auf die nächste Chorreise!

Vier Tage nach dem Konzert bekam ich die CD von Herrn Almarich Ernst, dem Mitarbeiter der Gemeinde St. Bonifatius, per Post zugeschickt. Sicher ist die Qualität nicht wie im Studio, aber wir freuen uns riesig, dass wir überhaupt mal so eine Aufnahme von uns selbst haben! Vielen Dank, Herr Ernst!

„Leisereiterin“ und Webmistress Katja